Die Sieger der Verleihung „Sportler des Jahres“ 2022 in Baden-Baden
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Die Sieger der Verleihung „Sportler des Jahres“ 2022 in Baden-Baden

19. Dezember 2022
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Verleihung „Sportler des Jahres“ 2022 in Baden-Baden

Traditionell werden jedes Jahr am vierten Advent im Kurhaus Baden-Baden die herausragenden Sportlerinnen und Sportler des Jahres geehrt – 2022 standen bei der 76. Proklamation am 18. Dezember 2022 die beiden Leichtathleten Gina Lückenkemper und Niklas Kaul sowie die Fußballer von Eintracht Frankfurt ganz oben.

Die abstimmungsberechtigten Mitglieder des Verbands der Deutschen Sportjournalisten (VDS) aus den Sportredaktionen honorierten die EM- Goldmedaille über 100 Meter von Gina Lückenkemper – die erste für den DLV seit 12 Jahren über diese Strecke – mit der Kür zur „Sportlerin des Jahres“. Ihr männliches Pendant ist der Zehnkampf-Europameister Niklas Kaul, der bei den stimmungsvollen European Championships in München nach dem siebten Platz am Ende von Tag 1 mit einer fulminanten Aufholjagd am zweiten Tag im abschließenden 1.500-m-Lauf noch zum Titel stürmte. Die Auszeichnung „Mannschaft des Jahres“ verdienten sich die Fußballer der Frankfurter Eintracht mit ihrem erfolgreichen Zug durch Europa: Sieg im Finale der UEFA Europa League nach Verlängerung und Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers.

Im fast wieder vollbesetzten Bénazetsaal wurden die Gewinnerinnen und Gewinner am Sonntagabend proklamiert und gefeiert.

Baden-Baden , Sportler des Jahres 2022 , alle Preisträger, Foto: Baumann

Wie immer nicht nur von den Gästen im Kurhaus, sondern auch von einem Millionenpublikum an den Bildschirmen, begleitet vom langjährigen ZDF-„Mainzelmännchen-Duo“ Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne, das mit vielen Emotionen und Überraschungen durch den Abend führte. Das „Familienfest des deutschen Sports“ präsentierte sich nach zwei durch Corona personell zwangscoupierten Versionen 2020 und 2021 fast wieder wie im gewohnten vor-pandemischen Glanz. Rund 530 frohgelaunte Besucherinnen und Besucher genossen nach der 90- minütigen Gala von Veranstalter Internationale Sportkorrespondenz (ISK) noch einen unbeschwerten Abend an den Ständen der kulinarischen Anbieter und in der Sportivmeile, teilweise bis in den frühen Morgen und auf den Tischen tanzend.

Auf die weiteren Podiums-Plätze kamen die dreimalige „Sportlerin des Jahres“ Malaika Mihambo (Weitsprung) und Nathalie Geisendörfer (Rodeln) bei den Sportlerinnen sowie Vinzenz Geiger (Nordische Kombination) und Florian Wellbrock (Schwimmen) bei den Sportlern. In der Team-Wertung belegte die 4×100-m-Staffel der Frauen den zweiten Rang, Dritte wurde die Fußballnationalmannschaft der Frauen.

Baden-Baden , Sportler des Jahres 2022 , von links: Peter Fischer / Gina Lückenkemper / Niklas Kaul, Pressefoto: Baumann

An den Rennrodler Felix Loch ging in diesem Jahr der „Sparkassenpreis für Vorbilder im Sport“ der Sparkassen-Finanzgruppe des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Den Preis für den beim Weltcup in Park City (USA) weilenden dreimaligen Olympiasieger und 13-maligen Weltmeister aus Bayerisch Gmain nahm stellvertretend der ukrainische Skeletoni Vladyslav Heraskevych entgegen. Yulia Raskina, die Trainerin der Sensation-Weltmeisterin in der Rhythmischen Sportgymnastik, Darja Varfolomeev, sowie Bob-Bundestrainer René Spies, dessen Schützlinge im Februar bei Olympia in Peking drei von vier möglichen Gold- und weitere vier Medaillen holten, wurden vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als „Trainerin“ respektive „Trainer des Jahres“ geehrt.

Zum sechsten Mal vergab „Die Sieger-Chance“, eine Zusatzlotterie der Glücksspirale, die Auszeichnung „Newcomer des Jahres“ – diesmal freute sich die 21-jährige Hannah Meul über diesen Preis. Der „Kletterfloh“ hatte bei den European Championships in München die Fans mit dem Gewinn der Silbermedaille im Bouldern und ihren sympathischen Auftritten begeistert.

Baden-Baden, Sportler des Jahres 2022 , Übersicht, Pressefotos: Baumann

„Sportlerin des Jahres 2022“: Gina Lückenkemper

Krankenhaus statt rauschender Siegesfeier

Im Sommer schrieb sie bei der Leichtathletik-EM in München eine ganz besondere Geschichte. Die damals 25-jährige Gina Lückenkemper stürmte über 100 Meter zu Gold, schlitzte sich mit dem waghalsigen Hechtsprung ins Ziel ihr Bein auf und musste kurz nach dem Sensations-Lauf ins Krankenhaus. Dort wurde sie mit acht Stichen genäht – nur drei Tage später holte sie mit der Staffel ebenfalls Gold. Später stellte sich heraus, dass sie sich beim Sturz außer der Wunde noch einenKapselriss im Sprunggelenk zugezogen hatte! „Selbst wenn ich diese Diagnose damals gewusst hätte, wäre ich in der Staffel an den Start gegangen – für ein Rennen kann man immer irgendwie die Zähne zusammenbeißen“, so ihr Kommentar.

Drei Monate später ist die Sprinterin noch immer euphorisiert, wenn sie an diesen Moment denkt – auch wenn sie durch ihren Sturz über die Ziellinie verletzungsbedingt die Saison beenden musste. „Ich wollte an diesem Abend, in diesem Stadion, unbedingt noch einmal mit den Mädels auf der Bahn stehen und diese besondere Atmosphäre genießen. Schließlich haben wir alle für genau diese Momente das ganze Jahr über hart trainiert. Und wenn mich die Fäden im Knie nicht aufhalten, dann schafft das auch die Kapsel nicht. Nicht für dieses eine Rennen mit dieser unfassbar tollen Truppe!“

Baden-Baden , Sportlerin des Jahres 2022 , Gina Lückenkemper, Foto: Baumann

„Wenn ich an das EM-Finale zurückdenke, bekomme ich noch immer Gänsehaut, und es kribbelt am ganzen Körper. Tatsächlich sind bei mir die Emotionen im Stadion sogar schon früher hochgekocht“, erzählt sie rückblickend. „Nicht erst, als ich die 1 auf der Anzeigetafel gesehen haben, sondern als ich das Raunen, die Begeisterung des Publikums gehört und gespürt habe. Das konnte für mich ja nur bedeuten, dass es verdammt gut gewesen sein musste. Dass es sogar für den Sieg gereicht hat, war einfach der absolute Wahnsinn und komplett überwältigend. Im ersten Moment habe ich gar nicht so wirklich verstanden, was das überhaupt bedeutet. Es war einfach ein absoluter Befreiungsschlag. So wie die gesamte Saison 2022 mit Zeiten unter elf Sekunden und WM-Bronze mit unserer Staffel.“

Im Juni war sie in Berlin über 100 Meter in 10,99 Sekunden Deutsche Meisterin geworden – diese Zeit lag nur vier Hundertstel über ihrer persönlichen Bestzeit. Einen Monat später gewann sie – zusammen mit Tatjana Pinto, Alexandra Burghardt und Rebekka Haase – bei der WM in Eugene (USA) Staffel-Bronze. 2023 bildet die WM in Budapest den Saisonhöhepunkt, danach lautet ihr Ziel Olympia 2024 in Paris. Die olympischen Ringe hat sie bereits am linken Bizeps eintätowiert.

Die 1996 in Hamm geborene Gina Lückenkemper wuchs in Soest (NRW) auf, legte 2016 dort am Conrad-von-Soest-Gymnasium ihr Abitur ab und begann bereits mit sieben Jahren mit dem Laufen. Mittlerweile startet die seit einem Monat 26-Jährige für den SCC Berlin, sie trainiert seit 2019 in den USA bei Lance Brauman – „er machte ihr wieder Beine“, schrieb eine große deutsche Zeitung. Nebenher studiert sie Wirtschaftspsychologie an der Ruhr-Universität Bochum.

EM-Gold über 100 Meter für den DLV hatte übrigens zuletzt Verena Sailer vor zwölf Jahren bei der EM in Barcelona geholt. Sie wurde danach in Baden-Baden Dritte.

„Sportler des Jahres 2022“: Zehnkämpfer Niklas Kaul

Die Party des Jahres unter dem alten Zeltdach

Es war eine Punktlandung in der allerletzten Disziplin. Der Schluss-Akkord eines kräftezehrenden, dem Körper alle Reserven abverlangenden, zweitägigen Ringens mit sich selbst und mit der Konkurrenz. Als Zehnkämpfer Niklas Kaul in Bestzeit von 4:10,04 Minuten den abschließenden 1500-m-Lauf beendet hatte, mehr als 38 Sekunden vor seinem schärfsten Rivalen, dem Schweizer Simon Ehammer, stand fest: Der Mainzer hatte sich – angetrieben von einem fast ausverkauften Münchener Olympiastadion außer Rand und Band – erneut zum „König der Athleten“ gekrönt: Europameister.

Zu Hause vor eigenem Publikum. Angetrieben, nach vorn gepeitscht. Minutenlang gefeiert. Der Traum eines jeden Athleten. „Mir sind die Ohren weggeflogen, das war Wahnsinn. Danke München!“, richtete sich der Mainzer über das Stadionmikrofon an die Zuschauer, die ihn zu insgesamt 8545 Punkten und damit zur Goldmedaille getragen hatten.

Baden-Baden , Sportler des Jahres 2022 , Niklas Kaul, Foto: Baumann

Danach hatte es lange Zeit nicht ausgesehen. Kaul, 2019 in Doha mit 21 bereits völlig überraschend der jüngste Weltmeister der Geschichte geworden, lag nach den ersten fünf Disziplinen am Auftakttag auf Platz sieben. „Nur“ auf Platz sieben für seine Verhältnisse. Doch er wusste: Tag zwei kann, Tag zwei wird mein Tag sein. Denn dann kommen jedes Mal jene Herausforderungen im weiten Rund des Stadions, allen voran das Speerwerfen, die den 24-Jährigen in der Regel auf die Umlaufbahn Richtung Medaillen setzen. Bei der WM in Eugene hatte sich der Physik- und Sportstudent von Rang 16 zur Halbzeit noch auf den sechsten Platz nach vorn gekämpft.

Mit seinem zweiten Gold bei großen internationalen Wettkämpfen hat sich der Mainzer in der Reihe der großen deutschen Zehnkampf-Legenden etabliert: Auf einer Stufe gemeinsam mit Willi Holdorf, der 1964 in Tokio gewann. Mit Jürgen Hingsen, der sich in den späten 1980ern epische Gladiatorenkämpfe mit dem Briten Daley Thompson geliefert hatte. Oder mit seinem Mainzer Landsmann Guido Kratschmer, dem die Politik 1980 in Moskau das mögliche Gold verwehrte und der daraufhin im schwäbischen Bernhausen 8649 Punkte und damit einen „Weltrekord aus Trotz und Verzweiflung“, wie er es selbst nannte, aufstellte.

Mit 24 Jahren steht der 1,90 Meter große Modellathlet Niklas Kaul, von Vater Michael und Mutter Stefanie trainiert, trotz zweier großer Titel eigentlich erst am Beginn seiner Karriere. Sein zweiter großer persönlicher Triumph war einer der absoluten Höhepunkte unter dem mittlerweile 50 Jahre alten Zeltdach, 1972 bei Olympia als architektonische Sensation bestaunt und bewundert. Das Fest mit dem„König der Athleten“ löste an gleicher Stätte, wo sich schon vor einem halben Jahrhundert Heide Rosendahl, Ulrike Meyfarth, Klaus Wolfermann und Co. in den Leichtathletik-Olymp katapultiert hatten, eine wahre Party-Stimmung aus.

„Mannschaft des Jahres 2022“: Die Fußballer von Eintracht Frankfurt

Die Eintracht vor neuen magischen Nächten?

Wenn erfolgreiche Athletinnen und Athleten sich zu später Stunde, wenn die Sonne sich verabschiedet hat, zu außerordentlichen, oft gar historischen Taten vor großem Publikum aufschwingen, dann verwenden jene, die das in Wort, Ton und Bild dokumentieren, gerne den anmutenden Begriff von der „magischen Nacht“. Gelegenheit dazu lieferte 2022 auch Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt, sonst eher solides Bundesliga-Mittelmaß.

Der 3:2-Sieg im April nach zwischenzeitlicher 3:0-Führung in der riesigen „Schüssel“ von Camp Nou beim ruhmreichen FC Barcelona vor rund 30.000 ganz in Weiß gekleideten SGE-Fans war so etwas wie der „Brustlöser“ für den ganz großen Triumph, den die Hessen wenige Wochen später feierten: Den Gewinn der UEFA Europa League 2022 nach einem packenden Finale in Sevilla mit Verlängerung und Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers. Der erste internationale Erfolg der „Diva vom Main“ seit 1980.

Baden-Baden , Sportler des Jahres 2022 , Mannschaft des Jahres , Peter Fischer (Eintracht Frankfurt), Foto: Baumann

Die Nacht von Sevilla, nicht minder magisch als die von Barcelona, war der krönende Abschluss einer unvergleichlich emotionalen Reise durch Europa im Verlauf dieser Saison, begleitet jeweils von einer Schar zigtausender Anhänger, die jede noch so knifflige Auswärtsaufgabe zu einem Heimspiel machten. Die Adlerträger aus Hessen machten den einst als „Cup der Verlierer“ zu Unrecht verspotteten Wettbewerb zu einer mitreißenden Explosion der Gefühle auf großen Fußballfeldern.

Es war der Erfolg der gesamten Mannschaft, der aber auch die für solche Fälle unabdingbar notwendigen „Väter“ hat. Trainer Oliver Glasner, ein smarter Österreicher mit „Schwiegermutters Liebling“-Attitüde, hatte am Riederwald nach arg wackligen Zeiten mit Zündaussetzern in Wolfsburg offenbar jenes Umfeld und jenen Kader vorgefunden, der es ihm ermöglichte, ein fußballerisches Glanzstück nach seinem Gusto zu formen.

Und an den Eckpfeilern, wie Filip Kostic, der heute in der italienischen Serie A bei Juventus Turin sein Glück sucht, an Torwart Kevin Trapp, der im Elfmeterschießen den Unterschied ausmachte, und an Sommer-Neuzugang Mario Götze, der als Taktgeber bewies, dass er endlich mehr als der 22-jährige „Er-macht-ihn-rein“- Held von Rio 2014 geworden ist, richtetet sich das zuvor so fragile Glasner’scheEnsemble auf. Die Frankfurter Fußballbörse schwang sich von einer Hausse zur nächsten und wird zum Jahreswechsel in der First Class des Parketts mit dem runden Leder, der Champions League, gehandelt.

Und auch dort hat der Adler schon wieder keck den Schnabel gewetzt. Dank eines 2:1-Erfolges bei Sporting Lissabon im letzten Gruppenspiel heißt es jetzt „Auf in die K.o.-Runde“: Als Mitglied des Klubs der 16 besten Teams dieses Kontinents.

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Pressefotos: Baumann

Michaela Etzel
Michaela Etzel https://www.jetset-media.de

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