Das Korbinians-Kolleg im Spa & Resort Bachmair Weissach („Luxury Family Resort des Jahres“) fand am 24. November 2023 mit über 150 Gästen statt. Darunter auch Referentin und Verlegerin Christiane zu Salm, Kurator und Moderator des Kollegs Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl, „Hotelier des Jahres“ & Hausherr Korbinian Kohler, Schauspielerin Maria Furthwängler, Künstlerin Judith Milberg, Kunst-Expertin Mon Müllerschön, Evelyn und Philip Greffenius (Edition Sportiva), Künstlerin Suse Kohler, Gräfin Susanne Moltke mit Ihrem Mann Klaus (Gut Steinbach) und Dr. Martin Mihalovits (Vorstandsvorsitzender Kreissparkasse Miesbach) mit seiner Frau Mirjam uvm.
Das Korbinians-Kolleg am 24. November 2023 von Christiane zu Salm hatte das Thema:
„Menschlich-sein im 21. Jahrhundert – bleibt das möglich?“
Es scheint, als sei die Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts, der gesellschaftlichen Veränderungen und globalen Herausforderung nie größer als heute. Die Menschlichkeit steht vor neuen Prüfungen. Der Vortrag erkundet die Frage, ob es im 21. Jahrhundert noch möglich ist, menschlich zu sein und welche Faktoren diese Menschlichkeit formen und bedrohen. Es werden aktuelle Entwicklungen, von der Digitalisierung über die Globalisierung bis hin zur Ethik in Technologie, Wirtschaft und Wissenschaft beleuchtet und diskutiert, wie individuelle und kollektive Verantwortung eine Schlüsselrolle dabei spielen, den Wert unseres Lebens zu erhalten. Der Vortrag lädt dazu ein, über die Zukunft unserer Menschlichkeit in einer immer komplizierteren Welt nachzudenken und Wege zu erkunden, wie wir sie bewahren können.
Über Christiane zu Salm
Nach einer Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin im S. Fischer Verlag und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der LMU München begann Christiane zu Salm eine erfolgreiche Karriere in der globalen Medienbranche. Von 2001-2004 lehrte sie als Gastprofessorin Medientheorie an der Universität der Künste in Berlin.
2005 stieg sie aus der Branche aus. Sie ließ sich zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin ausbilden und begleitete über 10 Jahre lang Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. Was sie von den Sterbenden lernte, schrieb sie in dem Spiegel-Bestseller „Dieser Mensch war Ich – Nachrufe auf das eigene Leben“ nieder. 2016 kaufte sie den 1713 in Berlin gegründeten Nicolai Verlag und brachte Bücher zu Aufklärungsthemen für das 21. Jahrhundert heraus.
Christiane zu Salm lässt sich in ihrem Denken und Handeln immer mehr von der Frage leiten, was für ein gelingendes Leben wirklich wichtig ist, nicht erst im Rückblick.
Über das Korbinians-Kolleg:
Das „Korbinians-Kolleg“ zieht seit Jahren Wissenschaftler, Politiker, Künstler, Wirtschaftsführer und Philosophen aus ganz Deutschland an den Tegernsee. Die im Jahr 2017 von Hotelier Korbinian Kohler ins Leben gerufene Vortragsreihe hat sich mittlerweile fest im Veranstaltungs-Kalender etabliert. Das Wintersemester 23/24 steht unter dem Motto „Unsere Gesellschaft – eine Zeitdiagnose.“
Korbinian Kohler rief die Vortragsreihe nach Beendigung seines Philosophie-Studiums zusammen mit Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl (LMU) ins Leben. Sein Ziel ist es, mit dem Korbinians-Kolleg Fragen der Zeit auf höchstem Niveau zu beleuchten und einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Nach dem offiziellen Teil mit Diskussions-Runde haben die Gäste die Möglichkeit, beim Gala-Dinner mit dem Referenten in kleiner Runde persönlich ins Gespräch zu kommen.
Kuratiert und moderiert wird das Programm vom Münchener Philosophen Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl. Das „Korbinians-Kolleg“ findet im Wintersemester einmal im Monat, immer an einem Freitag, statt. Die Teilnahme an den Vorträgen ist für Hotelgäste sowie für Externe bei vorheriger Anmeldung kostenfrei.
Weitere Termine sind:
15. Dezember 2023
Prof. Dr. Elif Özmen (Universität Gießen)
„Über Wissenschaftsfreiheit. Aufklärung eines umkämpften Begriffs“
Die Freiheit der Wissenschaft ist eng verknüpft mit der Geschichte des modernen Wissensverständnisses, aber auch mit aufklärerischen Erwartungen, die mit dem Recht auf Meinungsfreiheit verbunden werden. Von solchen Erwartungen und Hoffnungen ist allerdings wenig zu spüren, wenn in Zeiten der Pandemie- oder Klimakrise das Verhältnis von Wissenschaft und demokratischer Politik kontrovers diskutiert wird. Auch die öffentlichen Debatten um „Cancel Culture“ und Diskurs- und Sprachkontrollen thematisieren die Gründe und möglichen Grenzen akademischer Freiheiten und plädieren wahlweise für deren Einschränkung oder Unantastbarkeit. Ein guter Anlass, zu fragen, wozu das Gut der Wissenschaftsfreiheit eigentlich gut ist.
Der Vortrag führt in die historischen und normativen Grundlagen der Wissenschaftsfreiheit ein, diskutiert die Funktionen der Wissenschaft in der Demokratie und kommentiert die öffentlichen Debatten um die Gefährdung der Wissenschaftsfreiheit, aber auch der Meinungs- und Kunstfreiheit, durch „Politisierung“ und „Moralisierung“.
Professorin Elif Özmen ist Inhaberin des Lehrstuhls für Praktische Philosophie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Einige ihrer Bücher: Über Wissenschaftsfreiheit. Aufklärung eines umkämpften Begriffs (2024); Was ist Liberalismus? (2023); Wissenschaftsfreiheit im Konflikt. Grundlagen, Herausforderungen und Grenzen (2021); Über Menschliches. Anthropologie zwischen Natur und Utopie (2016); Politische Philosophie zur Einführung (2013).
26. Januar 2024
Prof. Dr. Thomas Meyer (Berlin/München)
„Die Rückkehr der Geschichte. Über den gegenwärtigen Umgang mit der deutschen Vergangenheit“
Die Debatten um Kolonialismus und Rassismus im 19. Jahrhundert haben zu Neubewertungen des Nationalsozialismus geführt. Die „Einmaligkeit“ der Shoah, lange Zeit fester Bestandteil der deutschen Staatsräson, wird dabei verworfen und in den Zusammenhang einer Gewaltgeschichte des „langen 20. Jahrhundert“ eingebettet. Manche sprechen von einem Historikerstreit 2.0, der gerade stattfinde. Der Vortrag zeichnet die Entwicklung der Debatten nach und fragt kritisch nach dem Verhältnis von Geschichte und Politik.
Thomas Meyer wurde 2003 an der LMU München im Fach Philosophie promoviert und habilitierte sich dort sechs Jahre später. 2020 erfolgte die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. Meyer lebt als freier Autor in Berlin.
Ende September 2023 erschien seine Biographie Hannah Arendts im Piper Verlag, München. Das Buch wurde gleich auf Platz 1 der ZDF/ZEIT-Bestenliste gewählt und in vielen Rezensionen in namhaften Zeitungen gelobt.
Im Piper Verlag gibt er eine Studienausgabe der Werke Arendts heraus, in der bislang sieben Bände erschienen. Meyer veröffentlichte darüber hinaus zahlreiche Bücher, Aufsätze, Radio-Essays und Zeitungsartikel (SZ, ZEIT, F.A.Z.) zur Ideengeschichte des 20. Jahrhundert.
9. Februar 2024
Silvia Binggeli
„Menschen und ihre Geschichten kommen nie aus der Mode!»
Wie überzeugt man wöchentlich die wichtigsten Schweizer Persönlichkeiten aus Show, Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik, ein Journalisten- und Fotografen-Team in sein persönliches Umfeld, zu sich nach Hause, einzuladen und Privates preiszugeben? Das ist, zusammen mit einem schlagkräftigen Team, meine Aufgabe als Chefredaktorin des Schweizer People Magazins. Aufgewachsen bin ich mit einer nicht ganz gängigen Lebensgeschichte, im Dorf, als Tochter einer Schweizerin und eines Afrikaners, habe ich dabei meine eigene Herangehensweise: journalistische Neugier und Unbestechlichkeit – aber gleichzeitig auch eine echte Neugier an anderen, eine Leidenschaft für ihre unterschiedlichen Lebenswege. Welche Stolpersteine wir in der Redaktion, im Umgang mit Prominenten, dennoch täglich überspringen müssen und warum das Zuhören in unserer Gesellschaft arg unterschätzt wird, illustriere ich mit Episoden aus meinem Berufsalltag und Begegnungen mit nationalen und internationalen Stars.
Silvia Binggeli ist Chefredaktorin der Schweizer Illustrierten. Sie begann ihre Laufbahn an der Ringier Journalistenschule. Während der anderthalbjährigen Ausbildung arbeitete sie ein erstes Mal bei der Schweizer Illustrierten und absolvierte Praktika bei der Tageszeitung «Bund» und der Frauenzeitschrift «annabelle» – wo sie 1999 fest angestellt wurde. Es folgte bei annabelle der Aufstieg zur Reporterin, zur Ressortleiterin, zur stellvertretenden Chefredaktorin – und schliesslich, 2013, zur Chefredaktorin. Als Reporterin führt Silvia Binggeli Interviews mit Persönlichkeiten von Naomie Campbell, Diane von Fürstenberg über Lindsey Vonn bis Nick Hayek und Ursula Andress. Als Chefredaktorin lancierte sie 2018, zum 80-jährigen Jubiläum von annabelle, die Initiative «Schweizermacherinnen», mit der sie außergewöhnlichen Frauen eine Plattform gab. 2019 stieg sie bei annabelle aus und erfüllte sich mit einem Weiterbildungs-Sabbatical in New York einen lang gehegten Traum. Sie bildete sich in digitalem Storytelling weiter, besuchte unter anderem Kurse an der Columbia University, der Google Academy und der City University of New York.
2022 übernahm sie die Chefredaktion der Schweizer Illustrierten. Die Schweizer Illustrierte ist DAS People Magazin der Schweiz und blickt auf eine 111-jährige Geschichte zurück.
Bevor sie Journalistin wird, macht Silvia Binggeli an der Dolmetscherschule Zürich (DOZ) das Übersetzerdiplom in Deutsch/Englisch/Französisch und studierte im Rahmen dieser Ausbildung an der University of San Francisco.
«Gute Geschichten kommen nie aus der Mode!»
8. März 2024
Prof. Dr. Paula Diehl (Universität Kiel)
„Populismus, Massenmedien und Politainment: von Berlusconi zu Trump“
Populismus und Massenmedien haben ein besonders enges Verhältnis. Dies liegt vor allem daran, dass Populismus die Aufmerksamkeitslogik der Massenmedien besonders gut bedient. Und das gilt sowohl für offline wie für online und soziale Medien. Wir sind inzwischen daran gewöhnt, populistische Politiker und Politikerinnen zu sehen, die sich in Internetblogs, auf Twitter, Facebook, Instagram oder TikTok darstellen. Doch die Allianz zwischen Populismus und Massenmedien begann viel früher als im Internet. Für Perón und Vargas war das Radio das wichtigste Medium. Mit dem Fernsehen wurde der Populismus zunehmend salonfähig, denn die Fernsehbilder brachten eine stärkere Inszenierung der Person mit sich. Silvio Berlusconi baute seine politische Karriere auf dem Fernsehen auf und nutzte dafür sein Medienimperium. Es entstanden die sogenannten hybriden Formate, bei denen sich Fiktion und Realität vermengen, Politik und Unterhaltung zusammengeführt werden und die Unterscheidung zwischen dem Privatem und dem Politischen nicht mehr möglich ist. Politik und massenmediales Entertainment wurden immer mehr vermengt, das brachte das Politainment hervor. Silvio Berlusconi und Donald Trump sind die bekanntesten Fälle. Der Zusammenhang zwischen Medien, Politainment und Populismus macht es möglich zu verstehen, warum Populismus nicht mehr von der politischen Bühne weg zu denken ist.
Paula Diehl ist Professorin für Politische Theorie, Ideengeschichte und Politische Kultur. Sie ist Gründungsdirektorin des Internationalen Netzwerks für Populismusforschung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Demokratietheorie, politische Kultur, Medien und Politik, sowie die politische Bedeutung von Bildern und Inszenierungen. Paula Diehl war Gastprofessorin unter anderen an Sciences Po, Maison des Sciences de l‘Homme und École des Hautes Études in Paris, Washington University in St. Louis und Institute for Advanced Studies in Bologna. Zuletzt erschien das Buch: Diehl/Bargetz (Hg.): The Complexity of Populism, Routledge 2023.
Copyright Fotos: Paul Koch für Bachmair Weissach