Eröffnung der Ausstellung von Suse Kohler, Jürgen Welker und Brigitte Siebeneichler im „Seeforum Rottach-Egern“
Beeindruckende Ukraine-Bilder am Tegernsee
Vom Präsidenten Selenski bis hin zur weinenden Mutter: Suse Kohler zeigt ihre neuen Werke im Rahmen der Gruppenausstellung „Ins Weite – Umbruch Aufbruch Wandel“
Der Tegernsee gilt für viele als ein Stück heile Welt und ist der Inbegriff für Urlaub, Lebensfreude und Erholung. Im Bereich der Kunst geht es dort auch um ein ernstes Thema. Die Künstlerin Suse Kohler zeigt derzeit im „Seeforum Rottach-Egern“ ihre neueste Serie zum Thema Ukraine im Rahmen der Gruppenausstellung „Ins Weite – Umbruch Aufbruch Wandel“, in der sie gemeinsam mit zwei weiteren Künstlern aus dem Tegernseer Tal, Jürgen Welker und Brigitte Siebeneichler, vertreten ist.
Entstanden ist diese Ukraine-Serie aus persönlichen Kontakten und Erlebnissen mit den Menschen aus der Ukraine: „Mein Mann hat im März in Wildbad Kreuth 50 Geflüchtete aufgenommen“, so die Künstlerin, die mit dem Hotelier Korbinian Kohler verheiratet ist. „Sie haben alles verloren bzw. zurücklassen müssen. Am Ankunftstag reisten sie nur mit einem Koffer, einer Tasche und ihrer Katze oder ihrem Hund unter dem Arm an! Mit der Zeit erzählten sie mir von ihrer Flucht, von ihren schmerzhaften Trennungen der Familien. Und davon, wie ihre Männer, Söhne, Brüder und Neffen plötzlich Soldaten wurden, wie ihre Häuser und Wohnungen verbrannten. Der unendliche Schmerz stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Ein Schmerz, ausgelöst durch diesen entsetzlichen Krieg, durch Tod und Verletzung, Zerstörung und Angst. Diese Begegnungen haben mich tief bewegt und ich wollte meine Gedanken und Gefühle künstlerisch umsetzen. Die Frage, die sich mir stellt, lautet: Warum müssen Frauen ihre Söhne in den Krieg schicken, den die „mächtigen Kriegsherren“ für sich realisieren? Und da sind wir wieder bei den Machtköpfen – hier in seiner negativsten Form. Der tiefste Schmerz bleibt bei der Mutter“, so die Künstlerin, die selbst vierfache Mutter ist.
So zeigt eines der Werke, „Generation Z“, sieben Kinder nur in Unterwäsche und ein weiteres den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski. Ein anderes ist das Porträt einer weinenden Frau – Titel: „Every soldier has a mother“. Suse Kohler: „Jedes dieser Werke steht für sich und hat seine eigene Botschaft. Das Bild mit den Kindern in Unterwäsche zum Beispiel symbolisiert, dass diese Kriegskinder nichts mehr haben außer ihrer Würde und ihrer Seele! Mit dieser Ausstellung möchte ich die Aufmerksamkeit auch auf die Frage lenken, wie die nächste Generation des Ukraine-Russland Konflikts miteinander umgehen wird, zumal die vielen Familien miteinander verwandt sind.“
Gesäumt werden die Ukraine-Bilder mit einem Auszug von Werken ihrer bestehenden Serie „Machtköpfe“, in der sie Politiker portraitiert hat – in Acryl und auf Leinwand: Helmut Kohl, Michail Gorbatschow, Gerhard Schröder, Angela Merkel und Olaf Scholz.
Initiiert und organisiert hat die Veranstaltung die Kunst- und Kulturstiftung Siebeneichler. Diese wurde Ende 2019 in Rottach-Egern gegründet, um Künstler:innen dabei zu helfen, die entsprechende Aufmerksamkeit durch Ausstellungen, Events, Atelierbesuche und die Vernetzung mit Interessenten zu erreichen.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Kunsthistoriker Ernst W. Koelnsperger: „In den letzten beiden Jahren wurde immer wieder der Stellenwert der Kunst im Leben und insbesondere in unserer aktuellen Situation diskutiert. Kann Kunst die Welt verbessern? Kann sie die Welt verändern? Die Antworten waren vielschichtig, aber alle bedeutenden Künstler:innen, die dazu befragt wurden, waren sich einig: Kunst kann keine Verbesserung der Welt oder unserer Situation herstellen, aber sie hilft, uns in unserer Welt besser zu orientieren, Denkhilfe zum Erkennen und zur Bewältigung unserer aktuellen Situation zu geben und, im Goethe‘schen Sinne, zu erkennen ‚was die Welt im Innersten zusammenhält‘. Unter diesem Aspekt ist diese Ausstellung eine mögliche – richtige? – intellektuelle und künstlerische Befragung dieser Denkweise. Drei Künstler, weiblich und männlich, gehen in ganz unterschiedlicher Weise an die Interpretation und Erkundung ihrer und unserer Welt heran.“
Jürgen Welker zeigte seine großformatige, abstrakte Farblandschaften in Acryl, Brigitte Siebeneichler malt mit Acryl und Pigmenten abstrakte Abbilder innerer Landschaften und farbige Stimmungen – ein lebendiges Spiel aus Farben, Kontrasten, Linien und geometrischen Formen. Eines haben alle drei Künstler gemeinsam: „Wir sind alle drei Lüpertz-Schüler und leben und arbeiten mittlerweile am Tegernsee“, so Suse Kohler. „Durch die abstrakten Malereien Siebeneichlers und Welkers in Verbindung mit den Portraits entsteht eine besondere Spannung in der Dramaturgie der Ausstellung.“
Geöffnet ist die Ausstellung noch bis zum 10. Juli 2022, montags von freitags von 15 bis 19 Uhr, an Samstagen und Sonntagen immer von 11 Uhr bis 18 Uhr. An den Wochenenden sind die Künstler:innen meist auch persönlich anwesend.
Text: Andrea Vodermayr
Foto-Credits: susekohler.art
Siehe auch Bericht: https://www.jetset-media.de/ausstellung-ins-weite-umbruch-aufbruch-wandel/